BÜROGEBÄUDE STUTTGART
Konzeption eines Bürogebäudes für das Versorgungswerk der Architekten Baden-Württemberg
Lage : Stuttgart, Allemagne

2. Preis - Europäischer Wettbewerb                 

Team: Maximilian Wetzig - beauftragter Architekt, Max Reinhardt, Corinne Vuillet

Fotos : Olivier Campagne, Artefactory

Fläche : 1100 m²

Standort : Stuttgart, Allmagne

Jahr: 2014

Projektmanagement : Versorgungswerk der AK BW

 

 

Städtebauliches und architektonisches Konzept

Ziel ist die Schaffung einer anspruchsvollen und nachhaltigen Architektur für den Erweiterungsbau unter Anlehnung an die gestalterischen Vorgaben der städtebaulichen Umgebung. Zentrales Anliegen des Entwurfs ist es, auf angemessene Weise sowohl auf den örtlichen Kontext als auch die funktionalen Vorgaben des Raumprogramms zu reagieren und dabei eine eigenständige Identität für den Erweiterungsbau innerhalb des Gebäudeensembles herauszubilden.
Folglich wird eine städtebauliche Strategie vorgeschlagen, die formale Vorgaben wie die Schließung des Blockrands zur Wilhelmstrasse aufgreift, dabei aber präzise auf ortsspezifische und funktionale Vorgaben wie die Erschliessung, Gebäudeorientierung und Blickbezüge in und aus den umgebenden Freiräumen reagiert. Die Anordnung des Raumprogramms erfolgt dabei in einer kompakten, natürlich belichteten und effizient erschlossenen Gebäudeform.
Zielsetzung der inneren Organisation sind eine optimale Erschließung, barrierefreie Zirkulation ohne und ein hohes Maß an Transparenz innerhalb einer flexiblen und kommunikativen Bürowelt.

 Der Entwurf verfolgt eine nachhaltige Bauweise. Ziel ist ein flexibles, effizientes und nachhaltiges Bürogebäude, das den Bedürfnissen an einen modernen Büroarbeitsplatz Rechnung trägt ohne Boden, Luft oder Wasser zu schädigen. (Im Vordergund stehen hierbei die Minimierung des Energie- und Wasserverbrauchs durch die „lean-mean-green“ Strategie) Reduzierung des Verbrauchs, Einsatz effektiver und energiesparender Technologien und Baumaßnahmen, Verwendung regenerativer Energien.

 

Konstruktion und Materialien

Um den Grundriss so offen wie möglich zu gestalten werden dünne Stahlverbundstützen in einem der Fassade angepassten Raster entlang der Fassadensüdseite angeordnet. An der Nordseite des Gebäudes befindet sich der durchgehende Stahlbetonkern, welcher pro Geschoss je nach Nutzung Öffnungen aufweist und wo nötig durch ebenfalls dünne Stahlstützen unterstützt wird. Im Inneren des Gebäudes entstehen dadurch, entlang der Längsgrenzen des Kerns, zwei weitere tragende Linien, parallel zu den Stützen entlang der Fassade. Die Linien teilen die Breitseite des Gebäudes in Spannweiten von 8m und 3m. Der Kern steift das Gebäude zusätzlich gegen die einwirkenden Windlasten aus.

Das offene Giebeldach besteht aus Stahlsparren und steht auf den durchgehenden Stahlstützen und dem Kern. Die Lasten werden vom Dach über die Stahlbetonstützen und den Betonkern in den Keller geleitet. Es ist vorgesehen das Tragwerk lokal auf Betonstreifen zu gründen, was in einer späteren Phase des Projekts durch Tests über die Beschaffenheit des Bodens verifiziert wird.

Die Decke ist eine Stahlbetondecke die parallel zur Breitseite auf der Südseite 8m und auf der Nordseite 3m spannt. Die 1,80breiten, halbfertigen Deckenelemente werden entlang der drei Traglinien auf Ortbetonbalken gelagert. Entlang der Ränder der Betondecken gibt es einen zusätzlich unterstützenden Überzug. Die Deckenplatten sind für eine Last von 3,5 kN/m² mit der erlaubten Verformung am Rand der Konstruktion berechnet. Die Fassade wird als Pfosten-Riegel Leichtfassade vor die Konstruktion gehängt.

 

 

 

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

Sämtliche Büroräume sind an der Fassade platziert und werden natürlich Be- und entlüftet. Die Lüftung erfolgt dabei über öffenbare Fensterelemente. Die Wärmeversorgung des Gebäudes erfolgt über das Fernwärmenetz. Das höhere Temperaturnetz der Fernwärme versorgt die Heizkörper in den Räumen. Die Grundbeheizung und Kühlung erfolgt über eine Wärmepumpe in Verbindung mit einem Erdkollektor. Dazu werden unterhalb der Bodenplatte Kunststoffleitungen verlegt die dem Erdreich im Winter Wärme und im Sommer Kälte entzieht. Das Temperaturniveau des Erdreichs ist dabei ausreichend um das Gebäude in den Sommermonaten über die Bauteilaktivierung zu kühlen. Die in den Sommermonaten eingespeiste Wärme aus dem Gebäude wird im Winter zur Grundbeheizung über die Bauteilaktivierung genutzt. Die Systemtemperatur von 25°C wird über die Wärmepumpe mit einer hohen Arbeitszahl  erreichen. Das Gebäude besticht durch seine kompakte Bauweise bei gleichzeitig hoher Tageslichtnutzung.

Durch die offenen Decken wird eine max. Raumhöhe erreicht. Des Weiteren dienen die Speichermassen als Wärme und Kältespeicher so dass geringe Betriebskosten gewährleistet werden.

Durch den optimierten Glasflächenanteil in Verbindung mit den Speicher Massen und der Bauteilaktivierung wird ein optimaler Sommerlicher Wärmeschutz erreicht.

 

Erschließung und Funktionen

Das Raumprogramm und die Nutzungsanforderungen wurden vollständig erfüllt. Die Büros sind entsprechend der Ausschreibung als Einzelbüros ausgebildet. Eine Öffnung von Einzelbüros der einzelnen Teams zu kleinen Großraumbüros durch Absetzen der Wände von der Fassade ist denkbar. 

 

In die Deckenunterseiten werden vor den Fenstern ein textiler Blendschutz sowie Beleuchtungsauslässe eingelassen. Auf den Deckenoberseiten befindet sich ein aufgeständerter Fußboden für eine flexible Kabelverteilung. Im Bereich vor den Fenstern wird ein bodengleicher Konvektor im Fußboden für Zusatzwärme eingebettet. 
Die Fensterbrüstungen werden in Stahlbeton ausgeführt. Sie nehmen die Lasten der Vorhangsfassade und auskragenden Verschattungselemente auf. Im Detail wurde besonders auf eine Wärme- und Kältebrücken reduzierte Konstruktion wert gelegt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lageplan

 

 

 

 

 

 

Erdgeschossebene mit Lobby und Konferenzsälen. Zugänge mit dem Garten.

 

 

 

 

Grundriss der Büros

 

 

 

 

 

östliche Fassade zur Straße gerichtet

 

 

 

 

 

Schnitt AA

 

 

 

 

 

nördliche Fassade

 

 

 

 

 

Schnitt BB

 

 

 

 

Fassade, detailliert

 

 

 

 

 

Foyer mit Konferenzsälen